St. Antonius Kirche

1-schiffiger neugotischer Backsteinbau mit Querhaus und Westturm. 1844 wurde der Ostteil erbaut. 1875 der Westteil. 1899 wurde die Kirche im neugotischen Stil erweitert.

Für das Jahr 1371 ist am Platz der heutigen Kirche eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Antonius Eremit und Quirinus belegt, die als Filialkirche zur Pfarrei von St. Aldegundis in Emmerich zugeordnet war und zuletzt 1844 durch einen Kapellenneubau ersetzt wurde.


1890 wurde die Pfarrei Vrasselt abgetrennt, 2005 jedoch in die Seelsorgeeinheit St. Christophorus/St. Johannes der Täufer, zu der auch die katholischen Kirchen in Emmerich, Praest und Dornick gehören, eingegliedert.


1893 wurde Pfarrer Hinkers nach dreijähriger Tätigkeit in Vrasselt zum linksrheinischen Frasselt versetzt. Sein Nachfolger wurde Franz Josef Mertens. Auch der neue Pfarrer setzte sich mit der gleichen Begeisterung wie sein Vorgänger für die Planungen zur Erweiterung des Kirchengebäudes ein. So besichtigte und begutachtete er mit den Vertretern der Gemeinde mehrere Kirchen im Umkreis, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie ein Erweiterungsbau aussehen könnte. Schließlich sollte der neugotische Stil, mit dem man 1875 schon begonnen hatte, in passender Weise fortgesetzt werden. Ein gutes Jahrhundert zuvor war alles Gotische noch regelrecht verpönt gewesen, im 19. Jahrhundert aber wurden die architektonischen Formen der Gotik wieder als Symbol für die verlorene Einheit von Kunst, Religion und Leben gesehen. Und so schätzte man neben einem klassischen sachlichen Stil mit einfachen klaren geometrischen Formen nun auch wieder die fromme erhabene Verspieltheit der Gotik, vor allem als Ausdruck des katholischen Strebens nach Gottesruhm. So findet man am Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Kirchenbauten im Stil der Neugotik, während öffentliche Gebäude meist dem Klassizismus zuzuordnen sind, der das liberale Denken verkörpern sollte. Als Architekt wurde für die Vrasselter Kirche Johann Adam Ruppel (1854-1930) ausgewählt, der Schwiegersohn und Nachfolger des damals recht bekannten Kirchenbaumeisters Franz Langenberg (1842-1895). Möglicherweise hatte man zunächst Langenberg ins Auge gefasst. Da dieser aber 1895 ganz plötzlich starb, verwirklichte sein Schwiegersohn die Pläne. So ist anzunehmen dass die architektonischen Entwürfe für die Vrasselter Kirche zum Teil noch aus der Feder des recht berühmten Franz Langenberg stammen. Am 25. Juni 1899 setzten die Vrasselter den Grundstein. Darauf waren Papst Leo XIII., Kaiser Wilhelm II., Bischof Hermann Dingelstad, Pfarrer Franz Josef Mertens und der Architekt J. A. Rüppel genannt. Dazu kamen die Daten der Grundsteinlegung, und es wurde noch eine Urkunde beigefügt, die in Kurzfassung die Geschichte der Kapelle beschrieb. Vrasselt erhielt nun in den nächsten zwei Jahren eine neugotische Backsteinkirche. Man spricht hier von Backsteingotik, weil diese neugotischen Kirchen aus Backsteinen und nicht aus Natursteinen bestehen. Sie haben z. B. keine figurativen Elemente aus Naturstein wie die ursprünglichen gotischen Kirchen Stattdessen werden die Wandflächen mit Hilfe von dekorativen Bauteilen strukturiert. Eine solche Strukturierung ist auch an der Vrasselter Kirche zu beobachten. Die neue Kirche blieb einschiffig, erhielt ein Querhaus und einen Chor, der von fünf Teilen eines Achtecks umrahmt war. Über der Vierung thronte schon bald auf dem Dach ein spitzer Dachreiter. Das Querhaus schloss man an beiden Außenseiten mit Wimpergen ab, verziert mit Gesimsbändern und Blendmaßwerk.

In der ausgeführten Form ist die Vrasselter Antoniuskirche eine in Backstein errichtete einschiffige Kreuzkirche aus vierjochigem Langhaus, Querhaus und polygonal schließendem Chor, im Westen von einem Kirchturm abgeschlossen. Der Außenbau ist mit Strebepfeilern, die Fenster mit Maßwerken in Werkstein ausgestattet, der Kirchenraum ist durch ein Kreuzrippengewölbe gedeckt.


Die Einweihung des neuen Kirchengebäudes erfolgte am 10. September 1901 durch den Münsteraner Bischof Hermann Jakob Dingelstad.


Als zur Jahreswende 1925/1926 das Rheinhochwasser bedrohlich stieg und der Damm bei Bislich zu brechen drohte, konnten die Menschen mit Hilfe ihrer Kirche gewarnt werden. Oben an dem spitzen Turm hing in den gefährlichen Tagen ein Rübenkorb mit farbigen Sturmlaternen. Weißes Licht signalisierte die Bedrohung durch den Dammbruch, rotes hätte den Durchbruch markiert. Gleichzeitig läuteten alle Glocken. Schnell brachten die Einwohner der niedrig gelegenen Häuser ihr Vieh zu höher gelegenen Höfen. Keller und zu ebener Erde gelegene Zimmer wurden eiligst geräumt. Alle wehrfähigen Männer radelten zum Damm. Aber der Damm hielt. Das rote Petroleumlicht musste nicht gezündet werden.

Am 16. März 1945 während des Krieges war die Kirche das Ziel der Artillerie, man zählte 230 Einschüsse, davon war so mancher ein Volltreffer. Der Gottesdienst konnte nicht mehr in der Kirche abgehalten werden. Die Rekonstruktion des ursprünglich in einem Oktogongeschoss mit Steilhelm endenden Kirchturms erfolgte in dessen oberem Abschnitt in stark reduzierter Form. Der Dachreiter über der Vierung wurde nicht wieder aufgebaut. Nach der Wiederherstellung fand der Gottesdienst am 4. Juli 1948 erstmals dort wieder statt. 

Anstelle der verlorenen ursprünglichen, von Friedrich Stummel aus Kevelaer entworfenen Farbverglasung erhielt die Kirche 1955 die stark farbigen Chorfenster aus der Glaswerkstatt Reymer-van Bebber GmbH in Emmerich sowie 1974 Fenster im Schiff nach Entwürfen von Joachim Klos.


Seit dem 29.12.1984 ist die Kirche ein Baudenkmal.


2021 wurde das Hauptportal, welches sich seit den 1950er Jahren an der Seite befand, wieder an die Straße Dreikönige in den Kirchturm verlegt. Bis zur Verlegung des Hauptportals befand sich im Turm seit den 1950er Jahren ein Buntglasfenster eines unbekannten Künstlers. Über dem neuen alten Hauptportal befindet sich ein Klarglasfenster. Der alte Eingang an der Seite wurde zu einer Marienkapelle umgestaltet.


Der Friedhof liegt seit 1954 an der Broichstraße. Im Kirchpark zwischen Kirche und Pfarrheim gibt es aber noch Grabsteine für den Pastor, den Bürgermeister und im Polenlager Vrasselt Verstorbene. Außerdem befindet sich dort das Ehrenmal und eine Heiligenfigur von Judas Thaddäus.


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