Dachziegel und Fassaden
In der Vergangenheit war Vrasselt von der Dachziegelindustrie geprägt. Seit der Schließung des letzen Dachziegelwerkes im Jahr 2021 erinnern nur noch die Ziegeleigebäude und der Pannenbäcker an die einst blühende Dachziegelindustrie. Noch heute werden in unserem Dorf innovative Keramikfassaden produziert.
Dachziegelwerk Meyer
Im Jahre 1893 kaufte Alphons Meyer eine kleine Dachpfannenziegelei, mundartlich „Panneschopp“ genannt, wie sie damals am Niederrhein in großer Zahl zu finden waren. Er begann seine Produktion mit sechs Kammeröfen, in denen vermutlich auch schon gedämpft wurde, was aber nicht sicher belegt ist. Fest steht dagegen, dass nach dem Ersten Weltkrieg gedämpfte Dachziegel produziert wurden. Zwischen 1920 und 1940 beschäftigte man Facharbeiter aus Holland, die sich von Hause aus mit dem Dämpfen auskannten. Aus sechs Öfen wurden im Laufe der Zeit siebzehn. Die letzten drei Öfen wurden 1941 gebaut. Das Dachziegelwerk Meyer gehörte zu den wenigen weltweit, die die Kunst des echten Ziegeldämpfens noch beherrschten und in historischen Dampföfen ausübten. Die Technik des Dämpfens von Dachziegeln und Sichtmauerziegeln entstand in der Barock- und Rokokozeit in Holland und kam von dort auch nach Deutschland, wo sie vor allem am Niederrhein eine große Verbreitung fand. Beabsichtigt war beim Dämpfen, auch Blaudämpfen, Silberdämpfen und Graudämpfen genannt, dem Ziegel in etwa die Farbe von Schiefer zu geben, einem Material das im Barock gern verwendet wurde. 2021 gab Karl-Heinz Meyer den Betrieb auf. Seit Ende 2021 ist das Dachziegelwerk Meyer ein Baudenkmal.
Dachziegelwerk Pastor
Die Ziegelei Alfons Pastor wurde von Carl Pastor gegründet. 1970 wurde die Produktion von Dachziegeln (Dachpfannen) durch die Familie Pastor eingestellt und das Werk fortan an die Firma „Niederrheinische Baukeramik“ (NBK) der Gebr. Heimann verpachtet, die in den Öfen statt Dachpfannen fortan Klinker und Verblender brannten. In den 1980er Jahren erfolgte der Neubau des heutigen NBK-Werkes unmittelbar neben der alten Ziegelei Pastor, die jedoch weiterhin als Fertigungsstätte angepachtet wurde. Ende der 1980er Jahre ging die damalige NBK der Gebr. Heimann in Konkurs mit der Folge, dass ein Nachfolgebetrieb unter ähnlichem Namen das moderne NBK-Werk übernahm, im alten Werk der Familie Pastor jedoch das Feuer in den Öfen für immer erlosch.
NBK Keramik GmbH
Seit der Gründung als Familienunternehmen im Jahr 1927 ist der Name NBK Architectural Terracotta ein Synonym für innovative und kreative Keramikfassaden. Diese findet man an einigen der markantesten Gebäude der Welt, wie z. B. dem Atrium Tower in Berlin, dem Berlaymont-Gebäude, dem Sitz der EU-Kommission, in Brüssel, der König-Abdullah-Universität für Wissenschaft und Technologie in Saudi-Arabien oder dem Britam Tower, dem höchsten Gebäude Kenias, in Nairobi. Lokale Projekte der NBK Keramik GmbH sind die Geschäftsstelle Emmerich der Volksbank Emmerich-Rees und die Rheinschule in Rees. Seit 2007 gehört NBK Architectural Terracotta zur Hunter Douglas Group. In den Forschungs- und Entwicklungslabors experimentiert und testet NBK Keramik ständig mit neuen Materialien, Brenntechniken und Produktionsverfahren. Weitere Produktionsstandorte befinden sich in Figueira da Foz in Portugal und Shanghai in China. Die NBK Keramik GmbH ist der letzte verbliebene keramische Betrieb in Vrasselt.
Pannenbäcker
Der Pannenbäcker erinnert an die zahlreichen Ziegeleien und keramischen Betriebe in denen die Tonerde oder wie wir in Vrasselt sagen, der “Vrasseltse Lehm“ verarbeitet wurde.
Ton ist am Niederrhein seit Urzeiten zu Hause, in Vrasselt lag und liegt er vor der Haustür. Der Pannenbäcker zeigt das Handwerk aus einem Klumpen Ton eine Dachpfanne zu formen.
Der Pannenbäcker wurde von der Klever Künstlerin Elly Fleiter-Veith entworfen und steht seit dem 19. März 1994 auf dem Dorfplatz.
Tongruben
Die alten Tongruben der Dachziegelwerke zwischen der Reeser Straße, der Jahnstraße, Am Vogelsang und der Bahnstrecke sind zu Teichen geworden und bieten heimischen Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum. Bei zwei großen Seen nördlich der Bahnstrecke handelt es sich um Baggerseen, in denen bis heute Sand und Kies abgebaut werden.
Skulptur Pannenbäcker, Foto: Vrasselt Online